Das war´s nun. Die super Saison 2018 liegt hinter uns. Schatzi ist auch diesmal wieder auf seine Kosten gekommen, zumindest was das Segeln betrifft. Ich könnt schon wieder so einiges von uns berichten….vielleicht ein anderes Mal. Heute erzähl´ ich euch lieber, wie das im Herbst so bei uns im Verein abgeht. Ihr erfahrt es aus erster Hand, ich war dabei:
Die Boote sind aus dem Wasser und stehen im heimischen Garten, auf dem Vereinsgelände oder eben auch in unserer Bootshalle. Das bedeutet, dass am Sonntag nach dem letzten Kranen die Boote mit Treckern in die Bootshalle verbracht werden müssen.
Nun könnte man ja denken, jedes Jahr die selben Schiffe auf den selben Plätzen. Aber so ist es nun mal nicht! Der eine gibt seinen Platz auf, dafür kommt ein neues Boot rein, der andere hat plötzlich ein größeres Schiff. Es ist ständig Bewegung in der Hallenbelegung und das macht es auch sooo spannend.
Leute, jedes Jahr wieder ein Schauspiel, für das man Eintritt verlangen könnte.
Die Latzhosengang trifft sich so bummelig um 10 Uhr. Der Erste sitzt schon seit 9 Uhr auf einem Trecker und karrt wie verrückt die ersten Boote samt Trailer von links nach rechts. Bis der Letzte kommt ist es dreiviertel 11, weil Frau ihn nicht rechtzeitig geweckt hat, ihm keiner verraten hatte, wann es losgeht, er die Autoschlüssel nicht fand….naja….wie in der Schulzeit….
Nu geit aber los: Das Vereinsgelände ist mit Trailern gepflastert. Boote, so weit das Auge reicht. Beide Trecker werden gestartet, Lärm und Gestank machen sich breit, aber so lieben es die Männer. Kommandos hallen über´s Gelände, jeder Trecker schart so zwei,drei Leutchen um sich die brav hinterherlaufen. Die anvisierten Trailer samt Boote werden angekoppelt, die Räder von den Pallhölzern befreit und auf geht’s in die Halle.
Dort stehen bereits einige Boote, die in der Saison nicht ins Wasser kamen. Um diese werden nun alle anderen rumgeparkt, gruppiert oder verschachtelt…wie man will. Es ist ja nicht so, dass die Boote da jetzt ohne Plan rein•kommen…..nee…da haben sich schon einige vorher Gedanken gemacht:
Schorse bleibt vorne links, da steht er immer, damit er es wieder findet. Hinten mittig muss Norbert mit seinem Motorboot hin, der passt mit der Heckform besser an die Wand. Wenn Jochen nu noch seine Fender wegnimmt, dann kann er zwischen Uwe und Rinald…Scheibenkleister, geht nicht, da stört der Mast und das angehängte Ruder.
Nutzt nix, Uwe muss wieder raus. Jetzt wird von zwei Männern mit großen Schritten eine Fläche abgemessen. Das abgelaufene Maß differiert um einige Meter was kein Wunder ist, da die Beinlängen beider Spezialisten auch sehr, sehr unterschiedlich sind…Also muss ein Dritter messen. Jetzt mit Maßband.
Die Kommentare der „Händeindenhosentaschenstehenden“ werden nun laut: Das passt doch, …deutlich zu kurz…das haben wir doch immer so gemacht…wer soll denn da noch vorbei….der hat da doch noch nie gestanden….und denkt ihr dran, dass mein Pott da auch noch irgendwie reinpassen muss?? …….Wieso will er denn nu wieder ganz nach vorn??….Schiebt ihn in die Ecke, da stört er am wenigsten…dann hängt der Mast aber über´m Nachbarboot…war die Positionslampe schon vorher kaputt??Und dann wird wieder rangiert. Viele Männer rund um das betreffende Schiff, es soll ja nichts schiefgehen. Der Treckerfahrer brüllt (irgendwas),es werden Handzeichen gegeben, die nur von Eingeweihten verstanden werden können.
Einige der Männer sind nicht eingeweiht, das sehe ich an ihren erstaunten Blicken. Was meint er, wenn er den Zeigefinger auf den Daumen tippt? Dreck zwischen den Fingern?? Ich krieg noch Geld von dir?? Mann weiß es nicht!
Was bedeutet dieses rudernde, windflügelartige Winken??? Komm ran? Ich glaub, dass reicht! Wo will er überhaupt hin?………….Es könnte alles sein.
Die zwei Mann als Gewicht auf der Ackerschiene am Trecker sind fein raus. Die müssen sich nur festhalten, schwer sein und ein cooles Gesicht machen.
Die letzten Meter muss das Schiff nun doch per Hand bis ganz an das andere Schiff geschoben werden. Pinsellänge Platz an jeder Seite reicht, da sind sich fast alle einig.
Einige arbeiten beidhändig, wenige einarmig und drei unterhalten alle nett mit Dönsches aus der letzten Saison. Das nennt man Arbeitsteilung und, was soll ich sagen ? Es funktioniert. Der dicke Mors des betreffenden Bootes steht in Flucht und stört nicht mehr.
So vergehen zwei, drei Stunden. Die Halle stinkt nach Diesel, die Männer geben ihr….was auch immer. Es wird geackert, geschimpft, gefachsimpelt und immer mal wieder steht ein neues Boot am richtigen Platz. Als Letztes der Platz für Uwe…also nicht für Uwe, sondern für sein Wohnmobil. Noch mal schnell abschreiten….Mensch, der hat ja dies Jahr richtig viel Platz rundrum…
Die ersten Schulterklopfer werden verteilt, ich denke bereits an meine Couch und den warmen Ofen…,aber dann kommt eine ganz leise Stimme vom Hallentor her: Draußen steht noch ein Boot!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
….. Nee….bitte nicht! Ich wäre ja dafür, wer immer es ist, der bleibt dieses Jahr mal draußen. Aber mich fragt man ja nicht!
Was soll ich sagen: Nach einer weiteren Stunde Raus-und Reintreckerns ist es geschafft. Das Hallentor kann jetzt geschlossen werden. Haralds Schiff steht eine Handbreit dahinter. Das passt! Und die Trecker sind auch noch geparkt.
Alle sind mächtig stolz. Das joviale Schulterklopfen beginnt erneut, markige Sprüche werden gerissen. Männer sind nach getaner Arbeit IMMER davon überzeugt: Es hätte nicht besser laufen können.
Und was sie nun alle zu Hause erzählen können. Lauter Helden schlendern zu ihren Autos, ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.
Ganz zum Schluss, ich hab`s gehört, gestehen sich dann doch alle ein:
„Wir dachten wirklich, dieses Jahr kriegen wir nicht alle rein.“
Als wir mit dem Auto an der Halle vorbei nach Hause fahren denke ich noch:
Wölbt sich die Halle an den Seiten ganz, ganz leicht nach außen???? Ich muss mich getäuscht haben!
Arheu Biggi