TÖRN GÖTA KANAL 2017

Wie heißt es so schön: Das sollte jeder Segler einmal gemacht haben. Wir haben es getan. Die Zeit war gekommen. Der schwedische Göta Kanal, gebaut und in die Felsen gesprengt ab dem 17. Jahrhundert, sollte von Ost nach West durchquert werden.
Wenn uns in den Jahren zuvor stets nur um die 3 Wochen für den Ostseeurlaub zur Verfügung standen, so waren in diesem Jahr alle Voraussetzungen für einen langen Segeltörn gegeben. Unsere Contest 31 HT war klar, ein Bananabeiboot wurde angeschafft, Zeit war vorhanden, Gesundheit war top und die Familie pflegte den heimischen Garten. Nach Guter Vorbereitung und Planung im Winter legten Biggi und ich am 22. Mai mit unserem „Oplukker“ in Abbenfleth ab. Der Cocker Spaniel „Bertha“ war natürlich wie immer dabei.
Die ersten Tage waren Routine: Elbe, NOK, Fehmarn, Falster und Klintholm in Dänemark kannten wir zur Genüge aus vielen Jahrzehnten Segelei.
Von Klintholm aus ging es bei diesigem und noch kühlem Wetter 30 sm zur südschwedischen Küste. 2 Pullover, Mütze und Ölzeug waren oft nötig. Bis hierhin kannten wir das Revier. Da wir schon früher auf Bornholm waren, ließen wir die Insel an Steuerbord liegen und schipperten in die Hanö Bucht, nördlich von Bornholm. Es bot sich an, die Bucht in einem Schlag zu queren, dass wären 50 sm gewesen aber die Wettervorraussetzungen waren nicht gut. Also klapperten wir die Häfen der schwedischen Hanö Bucht ab. Karlshamn und der Schärengarten um Karlskrona waren für uns ebenso neu wie beeindruckend. Aufgrund der Windlage nutzen wir oft Schärenfahrwasser zwischen den Außenschären und dem Festland. Ein Irrgarten, durch den ein Zickzackfahrwasser führte. So dicht, so eng, so flach und teilweise so unübersichtlich, dass wir nur staunten. Das waren wir nicht gewöhnt. Aber wir kamen mit unseren 1,50 m Tiefgang überall sicher hindurch, auch wenn es oft auf den ersten Blick nicht so aussah. Die Navigation erfolgte natürlich auf Papierkarte, unterstützt durch den Plotter und intensive Ausschau.
Weiter ging es durch den Kalmarsund über Kalmar und zu einigen Häfen auf Öland.
Auf der Breite von Gotland erreichten wir nun die ostschwedischen Schären.
Erst die detaillierten schwedischen Schärenkarten machten uns deutlich, dass diese Ostküste eigentlich ein Streuselkuchen mit hunderten oder gar tausenden von Felsinseln ist. Durchzogen von einigen betonnten Schärenfahrwassern, die sich auch hier durch diese schier unüberschaubare Landschaft ziehen. Wir ankerten in einsamen Buchten, wir machten fest an steilen Felsen mit Heckanker achteraus, wir hatten die Auswahl zwischen hunderten von unbewohnten Felseninseln oder kleinen bodenständigen Häfen. Gottseidank keine Marinas wie an heimischer Küste. Vier Wochen waren bis hierhin vergangen. Zwischen dem 58. und 59. Breitengrad, südlich des Stockholmer Schärengartens verließen wir die Ostsee und liefen hart Backbord in den westwärts führenden Götakanal ein.
Das, was wir bisher immer vermieden hatten, trat nun ein. Über Wochen hatten wir permanent 6 Fender auf jeder Seite hängen. Und das war gut so. In eine Götakanalschleuse passen maximal 4 Sportboote. Im mitunter unruhig in die Kammer einströmenden Wasser beherrscht leider nicht jeder sein Schiff. Man liegt oft Fender an Fender.
Ab jetzt lagen weitere 190 km und vier Wochen Motorfahrt im 5 Kn Takt vor uns. Quer durch das südschwedische Festland, von Ost nach West, Kurs Kattegat. Der Götakanal ist in der Mitte 2,80 m tief und stellenweise lediglich max. 2 Schiffslängen breit. Söderköping, Motala, Karlsborg, Mariestadt waren nur einige wunderschöne Orte am Wegesrand. Wir durchquerten den Vätternsee und den Vänernsee mit stellenweise über 100 m Tiefe. Der drittgrößte See Europas mit 22.000 (!) Inseln. Praktisch ein Binnenmeer. Mitten in Schweden hatten wir dann durch Schleusungen irgendwann 91 Meter über dem Meeresspiegel erreicht.
Nun lagen noch 90 km des anschließenden Trollhättankanal (Trollmützekanal) mit einigen größeren Schleusen vor uns. Er führte uns letztlich weiter durch Schwedens Festland bis nach Göteborg. Dort hatte uns die Ostsee wieder. Mittlerweile waren wir bereits neun Wochen unterwegs. Nun endlich war wieder tiefes Wasser unterm Kiel. Von Göteborg ging es durch die dortigen Schären zur Kattegatinsel Laesö. Im Kattegat holte uns das schlechte Wetter vom Sommer 2017 ein und wir wehten einige Tage ein. Am 1. August ging es von dort weiter durch bekannte dänische Gewässer Kurs Süd. Die Limfjordmündung bei Hals in der Aalborg Bucht war dann unser erster dänischer Festlandhafen. Von dort südwärts über Grenaa, Tunö und durch den kleinen Belt nach Kiel. Dann wieder durch den NOK bis in unseren Heimathafen Abbenfleth.
Insgesamt waren wir 85 Tage unterwegs. Dabei passierten wir 68 Schleusen, erreichten im Binnenland 91 ü.M. und legten ca. 1300 sm zurück. Davon viele unter Motor. Wir hatten in Schweden fast immer Sonnentage. Unsere Erlebnisse und Eindrücke würden hier den Rahmen sprengen. Einer geeigneten Crew mit seegängigem Schiff würden wir den Törn sehr empfehlen.

Jochen Anbergen